Hyper Smash Kommunikation 21: 4 Sheriffs gegen 12 Trillionen

Freitag, 10. August 2012

4 Sheriffs gegen 12 Trillionen


Vier Sheriffs zensieren die Welt textet reißerisch „Die Zeit“ um Google und Co an den Pranger zu stellen. Der Redakteur unterstellt, dass Google und Co Inhalte zensiert, weil es Suchergebnisse nach bestimmten Kriterien sortiert oder dass Facebook schnüffelt, weil es immer wieder seltsame Fragen an seine Nutzer stellt. Leider findet sich kein Wort dazu, in welch hohem Maße solche Plattformen von seinen Nutzern zur Artikulation und zur Kommunikation verwendet werden. 1 Milliarde Posts am Tag auf Facebook lassen darauf schließen, dass noch nie so viele so vieles schriftlich mitgeteilt haben (siehe „Die Renaissance der Verschriftung“). Doch wie viel wird davon gelesen? Laut Sturgeons Gesetz ist 90% von allem sowieso Mist – und diese Einsicht hatte er bereits 1951. In der bemerkenswerte Studie „The Social Economy“ hat sich das US-Beratungsunternehmen McKinsey auch der Beantwortung dieser komplexen Frage gewidmet:

Quelle: McKinsey "The Social Ecoomy" (Zitat)


Antwort: in den USA werden pro Jahr 12 Trillion Wörter konsumiert. Das bedarf der Konvertierung, da die wenigsten von uns mit solchen Summen operieren. Eine „Trillion“ im Amerikanischen kann man auch als 10 hoch 12 oder als eine 1 mit zwölf Nullen ausdrücken. Im Deutschen sagen wir dazu 1 Billion. Bemerkenswert ist die historische Entwicklung der unterschiedlichen Konsumkanäle. Der Konsum von gesprochenen oder geschriebenen Wörtern in den klassischen Kommunikationskanälen Telefon, Fernsehen, Post aber auch im zwischenmenschlichen Dialog hat seinen Höhepunkt bereits um die Jahrhundertwende überschritten. Seitdem geht die Nutzung dieser Kanäle deutlich zurück, während gleichzeitig der Gesamtkonsum von Wörtern deutlich ansteigt. Noch liegt der Wortanteil der sozialen Medien unter 10%. Allerdings kommen Zeitschriften und deren digitale Pedanten zunehmend unter Druck, was auch den Zeit-Artikel ein Stück weit erklärt, Das hohe generelle Zuwachstempo in den letzten 10 Jahren lässt darauf schließen, dass sich die Dynamik unverändert fortsetzt. „Das ist alles zu viel“ sagen die einen, während die Technologieführer mit verfeinerter Technologie versuchen auf dieses veränderte Konsumverhalten von hunderten von Millionen zu reagieren. In einer logischen Weiterentwicklung und als Antwort auf den steigenden Konsum von geschriebenen Wörtern verzichtet beispielsweise Microsoft in seiner neuesten Ausgabe seines Betriebssystems - Windows 8 - auf die Abbildung von niedlichen Vögelchen oder Schafen vor Teletubby-Landschaften. Stattdessen gibt es einen „cleanen Look“ und auf den Metro-Kacheln tummeln sich Nachrichten und Statusmeldungen. Auch solche marginal erscheinenden Veränderungen werden dazu beitragen, dass der Wortkonsum in den nächsten Jahren weiterhin steil nach oben zeigt. 

Zurück zur „Zeit“. Die Online-Ausgabe erreicht immerhin Platz 56 im deutschen Traffic-Ranking und bekommt auf Facebook noch 1.184 „gefällt das“.

Feiner Zug von McKinsey: die ganze Studie gibt es kostenlos als eBook.

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