Hyper Smash Kommunikation 21: Februar 2013

Donnerstag, 7. Februar 2013

Digitales Lab bei M&S



(c) Marks & Spencer

Der britische Einzelhandel ist fest in britischer Hand. Händler vom Kontinent oder aus den USA spielen auf dem Inselmarkt nur eine untergeordnete Rolle. Den Wettbewerb trägt man unter sich aus und Lebensmittel stehen im Mittelpunkt, wobei viele Anbieter auch weitere Warengruppen im Angebot haben. Im Gegensatz zum Kontinent verfügen viele Händler über sehr unterschiedliche Formate für unterschiedliche urbane Standorte. In London findet such mittlerweile an jeder zweiten Ecke ein Nachbarschaftsladen der großen vier, die häufig Montag bis Samstag rund um die Uhr geöffnet haben. Retail Week listet die Top 10 der britischen Händler wie folgt:


Tesco
Lebensmittel
£42bn
Sainsbury
Lebensmittel
£22bn
Asda (WalMart)
Lebensmittel
£21bn
Morrisons
Lebensmittel
£17bn
Marks and Spencer
Warenhaus
£8bn
Co-op
Lebensmittel
£8bn
John Lewis Partnership
Warenhaus
£7bn
Boots
Drogerie
£6bn
Home Retail
DIY
£5bn



Gleichzeitig ist der Markt im starken Umbruch. Einstige Größen scheitern, neue Akteure treten auf und mancher alter Bekannter läuft zu neuer Form auf. Zur Stärkung seiner Position als Mulichannel-Händler hat M&S jetzt ein digitales Lab zum Testen neuer Handelstechnologien gegründet, das von Kyle McGinn geführt wird, der von revoo.com kam. Das Lab soll zum schnelleren Einsatz von innovativen und marktfähigen Lösungen zum Einsatz bei M+S führen.


Tesco experimentiert derweil in Coventry und Woolwich mit digitalen Spiegeln und digitalen Mannequins. Zuvor hatte Tesco mit seinen Dark Stores ein ebenso ungewöhnliches wie innovatives Logistikformat an den Start gebracht.

Mittwoch, 6. Februar 2013

über John Lewis

In Großbritannien steht der Handel am Scheideweg. Einstige Größen scheitern, neue Akteure treten auf und mancher alter Bekannter läuft zu neuer Form auf.

Seit 1921 war HMV eine feste Größe auf der Insel und scheitert nun nach 92 Jahren. 300 Läden sind betroffen. Auch der hierzulande eher unbekannte Fotospezialist Jessops mit 192 Läden geht im Wettbewerbsdruck unter.



John Lewis hingegen hat mit seinem Multichannel-Ansatz die Nase vor und konnte sein Geschäft über Weihnachten kräftig ausbauen. Kommen Deutsche ins Zentrum von London, geht es häufig auch zu Harrod's oder zu Selfridges. Obwohl John Lewis seinen Flagship-Store auf der Oxford Street (Ecke Hollies Street, einen Block vom Oxford Circus) betreibt und einen Umsatz von 3,3 Mrd. £ erzielt, ist er bei uns als Warenhaus eher eine unbekannte Größe. John Lewis beschäftigt in gerade einmal 41 Läden fast 40.000 Menschen und wird in Form einer Mitarbeiter-Kooperative betrieben. Auch das erst vor zwei Jahren eröffnete Warenverteilzentrum in Milton Keynes (on royal grounds) nördlich von London hat am aktuellen Erfolg einen Anteil. Zum weiteren Ausbau seiner Multichannel-Aktivitäten stockt John Lewis seine IT-Mannschaft aktuell um 100 neue Leute auf.

Britische Schrulligkeit am Rande: seit 2008 darf sich John Lewis offiziell als Kurzwarenlieferant ihrer Majestät bezeichnen.

Sonntag, 3. Februar 2013

Bücher als Prämie

Coco-Cola steckt $ 10 Mio. in Spotify, den ursrünglichen schwedischen Streaming-Service aus Schweden. Spotify hat heute grob 10 Millionen Nutzer weltweit, wobei etwa ein Viertel für den Streaming-Service Geld bezahlen und dafür mehr Auswahl bekommen. Im Jahr 2011 veränderte Spotify seine Angebotsstruktur. Seitdem ist der Anteil der kostenlos empfangbaren Musik kleiner geworden. Die anderen Nutzer zahlen entweder € 60 oder € 120 im Jahr und dürfen hören. Allerdings gehört dem Nutzer nichts - die Musike kommt nur solange er zahlt.

Nun will Spotify wachsen und braucht viel Geld. Von den $ 100 Mio. aus der letzten Fiannzierungsrunde kommen $ 10 Mio. von Cocal-Cola. Die Amerikaner haben schon eine langjährige Erfahrung im Einsatz von digitaler Musik als Werbevehikel für die ihre Brause. "Music as a Premium" war vor 10 Jahren mal ein Greuel für die Musikbranche und ist heute Realität.

Dreh den Sommer auf - (c) Spotify/Coca-Cola

Zusammen mit Coca-Cola hat Spotify viel vor. Im letzten Sommer gab es die erste Kampagne unter dem Titel: "Dreh den Sommer auf mit Coke und 19 Millionen kostenlosen Songs auf spotofy.de/coke". Soviele Songs gab es früher nicht im gesamten Markt, geschweige denn in einem Plattenladen.

Sind Medienprodukte erst einmal digitalsiert und die veränderten Absatzwege etabliert, tendiert der Produktpreis nach unten, häufig bis zur Null. Sind Bücher also auf dem gleichen Weg? Die Entwicklung der Absatzzahlen im Vergleich zwischen Deutschland und den USA weist zumindest den Weg in diese Richtung. Bei den Verkaufspreisen gibt es drastische Unterschiede sowohl im Papier als auch im digitalen Medium.

Dann muß nur noch jemand kommen, der den Streaming-Service für Bücher entwickelt und schon könnte es in ein paar Jahren heißen: "Books as a free premium".

Freitag, 1. Februar 2013

Globale Freiheit, digitale Arbitrage

Unser Bundespräsident verkauft sich auch in den USA - in deutscher Sprache. Das kleine Bändchen über "Freiheit" ist auch dort erhältlich und da die digitalen Weiten meist keine Grenzen kennen (Ausnahme China), kann man sich das Buch für $ 8,06 runterladen - das sind 31% weniger als in Deutschland. Erstaunliche Zeiten - man schickt den identischen Text rund um die Welt und verkauft ihn für weniger Geld wieder zurück. Ob das immer so geht? Mein nächster Test war David Kahnemanns Buch über "Schnelles Denken und langsames Denken". Das Buch steht als dicker Wälzer aktuelle vornean in den großen Buchhandlungen und kostet famose € 26,99 als Papier. Als e-Buch sind es schon 5  € weniger, aber in den USA auf Englisch gekauft, kostet es nur $ 6,99 oder € 5,38. 76% weniger ist schon ein starkes Stück.

Der Überraschungserfolg "50 Shades of Grey", der auch dem Aktienkurs von Beate Uhse neues Leben einhauchte, kostet in den US umgerechnet € 7,68, bei uns aber € 9,99. Bei diesem Sado-Maso-Titelchen geht die Branche auch davon aus, dass der Erfolg nur durch e-Buch-Leser möglich wurde, weil ansonsten amerikanische Damen sich wohl kaum mit einem solchen Cover am Pool oder im Ehebett blicken lassen würde. Weiter ging es mit Hermann Simon und seinen Hidden Champions. € 36,99 als e-Buch in Deutschland und umgerechnet € 13,80 in Amerika. Gleick's Information kostet 57% weniger als drüben. Danach machte ich einen kurzen Schwenk über die Bestsellerliste der New York Times. "Save Haven" von Nioolas Sparks gibt es für 21% weniger als e-Buch oder 44% weniger, wenn man das Papier selbst über den Atlantik bringt. Bei älteren Bestsellern wie dem unverwüstlichen Sakrileg, a.k.a. Da Vinci Code von Dan Brown fällt auf, dass die e-Buch-Ausgabe fast schon preisgleich ist (-9%), der Papierbuchpreis aber 26% niedriger liegt als in den USA. Eine Auswahl von sieben Büchern ist sicher nicht repräsentativ, aber ein sicheres Indiz dafür, wer den Preis für den deutschen Sonderweg der Buchpreisbindung zahlt: der Verbraucher ist der Dumme. Im Durchschnitt kosten diese 7 Bücher elektronisch € 16,35 hier und umgerechnet € 7,68 dort, eine Ersparnis von 52%, wenn man beide Sprachen spricht. Als Papierausgaben kosten die 7 Bücher hier im Durchschnitt € 20,87 und umgerechnet $ 11,22 dort, ein Abstand von 61%. Eine Beobachtung zum Schluß: der Abstand von Papier zu Digital beträgt in Deutschland 21%, in den USA nur 9%. Das könnte mit der Größe und der Reife der Märkte zusammenhängen, aber nicht mit der Steuer. Denn bei uns fällt fürs Papier der ermässigte Mehrwertsteuersatz an und für digitale Bücher der volle, bei digitalen Käufen in den USA aber gar keine Verkaufssteuer.